"Der Magdeburger Reiter ist ein Reiterstandbild, das um 1240 in der jüngeren Magdeburger Werkstatt angefertigt wurde. Es handelt sich um ein frühes lebensgroßes rundplastisches Reiterstandbild der mittelalterlichen Skulptur und gehört zu den erstrangigen Werken der europäischen Kunstgeschichte. Zwei Jungfrauen ergänzen ihn zu einer Figurengruppe. Die drei Statuen bestehen aus mehreren Blöcken eines feinkörnigen Sandsteins. Auf dem Alten Markt steht eine Kopie, das Original kann man im Kaiser-Otto-Saal im Kulturhistorischen Museums Magdeburg sehen.
Der Reiter sitzt aufrecht auf seinem Pferd und pariert es mit der linken Hand. Die Zügel sind nicht erhalten. Die rechte Hand ist mit einer hoheitsvollen Geste ausgestreckt; prunkvolle Kleidung und Krone weisen den Reiter als Herrscher aus. Er trägt Stiefel, sitzt auf einem Sattel, beide Füße sind in Steigbügel gestellt. Unter dem Gürtel trägt er ein Wehrgehänge mit Scheide und Schwert. Der über der Brust zusammengebundene Reisemantel fällt in Falten an den Flanken des Pferdes herunter. Die halblangen Locken des Reiters sind fein ausgearbeitet. Die Gesichtszüge sind markant, und der Mund des Herrschers scheint leicht geöffnet zu sein.
Mähne, Augen und Ohren des Pferdes sind stark stilisiert, ohne die Lebendigkeit des Tieres zu beeinträchtigen.
Die beiden Frauenfiguren erreichen nur eine Höhe von 1,45 m, sind also dem Reiter untergeordnet dargestellt. Jungfrauen gehörten zum Auftritt des Herrschers vor seinem Volk. Die Falten der schweren Kleider sind auf dem Boden drapiert. Die Ärmel sind eng. Das Haar der beiden Jungfrauen ist im Nacken zum Zopf gebunden, sie tragen Stirnbänder. Die Gesichter der Begleiterinnen sind ausdrucksstark und stolz.
Die Jungfrauen unterscheiden sich in ihren Attributen. Die vom Betrachter aus gesehen rechte Jungfrau trägt einen Schild, auf dem ursprünglich vermutlich ein Reichsadler aufgemalt war. Die linke Jungfrau trug eine Fahnenlanze, welche nicht erhalten ist. Außerdem unterscheiden sich die beiden Figuren durch Details. Die Schildträgerin trägt eine sternförmige Brosche, die andere eine polygonal geformte Anstecknadel. Die Broschen deuten auf eine hohe Abkunft hin.
Das Original des Magdeburger Reiters befindet sich im Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums Magdeburg, da eine Aufstellung am ursprünglichen Ort auf dem Marktplatz aus konservatorischen Gründen unmöglich geworden war.
Bis zur Herstellung einer Kopie 1966 stand der Magdeburger Reiter auf dem Magdeburger Alten Markt, zuerst unter einem frühgotischen Baldachin mit Spitzhelm und Zinnenkranz, 1651 wurde der Baldachin durch eine barocke Ausformung ersetzt. Eine Zeichnung aus der Spätrenaissance belegt, dass offenbar schon im 14. Jahrhundert ein weitreichender Umbau stattgefunden hatte, da damals der gesamte Sockel erneuert worden war. Es wurden vier Tragefiguren vor den vier Pfeilern des Sockels angebracht. Das Tabernakel hebt den Reiter in eine hoheitsvolle, sakrale, politische und rechtliche Position über die unter ihm stehende, zu ihm aufblickende Menge.
Der Bildhauer Heinrich Apel stellte 1966 eine Kopie des Standbildes her. Die Statuengruppe unter dem Baldachin des Denkmalgehäuses fand ihren Platz auf dem Alten Markt und wurde im Jahr 2000 vergoldet. Es wurden mehrfach Veränderungen am Gehäuse unternommen. Haube und Baldachin stammen aus dem späten 17. und mittleren 18. Jahrhundert. Man entschied sich, auf die im späten 19. Jahrhundert „wiederhergestellten“ Tragefiguren der vier Kurfürsten (von denen drei damals ganz neu geschaffen worden waren) zu verzichten. Diese Tragefiguren befanden sich vor den vier schlanken Pfeilern des Sockels."
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