LEO, LEA ROSA und BELLA MAHR - Oberste Gasse 14, Kassel, HE, DE
Posted by: Groundspeak Premium Member André de Montbard
N 51° 18.867 E 009° 29.945
32U E 534783 N 5684912
Stolpersteine von Bella, Lea Rosa und Leo Mahr in der Altstadt von Kassel.
Waymark Code: WM181C7
Location: Hessen, Germany
Date Posted: 05/09/2023
Published By:Groundspeak Premium Member ištván
Views: 0

Die Inschriften lauten:

HIER WOHNTE
LEO MAHR
JG. 1891
FLUCHT 1935 HOLLAND
POLEN
VERHAFTET 1939
LEMBERG
ERMORDET
---
HIER WOHNTE
LEA ROSA MAHR
JG. 1928
ABGESCHOBEN 31.7.1939
POLEN
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN
---
HIER WOHNTE
BELLA MAHR
GEB. TREFF
JG. 1888
ABGESCHOBEN 31.7.1939
POLEN
ERMORDET IN
AUSCHWITZ


Bella, Lea Rosa und Leo Mahr
Oberste Gasse 14 (früher 12)

Bella Treff und Leo Mahr sind 1916 aus Polen nach Kassel gekommen. Sie stammten aus Kleinstädten mit hohem jüdischem Bevölkerungsanteil.

Bella ist am 17.12.1888 in Dukla im Süden Polens geboren. Zu Leo Mahr lesen wir im Kasseler Gedenk­buch: Textilkaufmann, am 8.12.1891 in Kalusz/Polen (heute Ukraine) geboren. Leo besuchte die Volksschule und anschließend eine Talmud-Thoraschule. Nach kauf­männischer Lehre war er in Polen und Deutschland tätig.

1917 haben Leo und Bella in Kassel geheiratet und zuerst in der Gießbergstraße gewohnt.

Das Ehepaar hatte 6 Kinder: Rachel wurde 1918 geboren, Esther 1919, die Zwillinge Cilla und Sara 1921, Hermann 1924 und Lea Rosa am 15.1.1928. Alle zu­sammen haben ab 1923 in Kassel, Oberste Gasse 12 gewohnt. Sie waren Eigentümer eines mit 8 Metern Straßenfront sehr schmalen Hauses. Das gesamte Quartier ist im Bombenhagel des Jahres 1943 in Schutt und Asche gefallen.

Laut Adressbuch von 1930 betrie­ben die Mahrs im Erdgeschoß eine Kurzwaren-Großhandlung. Der Eintrag „Telefon 4179“ deutet darauf hin, dass das Geschäft zufriedenstellend lief. Im 1. Stock war ihre Wohnung. Die Wohnung im 2. Stock war an die Witwe Anna Bühl vermietet. Im 3. Stock wohnte die Invalidin Anna Rudolph. Unter Kurzwaren verstand man Nähzubehör, wie Knöpfe, Zwirne, Schnallen, Nadeln und Reißverschlüsse. Alles Artikel, die nicht mit der Elle gemessen wurden. Die Hauptkundschaft des Mahr‘schen Großhandels dürften Hausierer gewesen sein.

Mit der Machtübernahme der Nazis in 1933 begann für die jüdische Familie Mahr die Verfolgungszeit. Die Boykottmaßnahmen hatten einen deutlichen Rückgang des Geschäfts zur Folge. Vater Leo Mahr sah sich aus diesen Gründen veranlasst, am 3. Juli 1935 nach Antwerpen/Belgien zu gehen.

Mutter Bella blieb mit den Kindern in Kassel. Ein Jahr später musste sie Haus und Geschäft aufgeben. Um sich über Wasser zu halten, war sie gezwungen, beides zu Schleuderpreisen abzugeben. In der Artilleriestraße 9, Hinterhaus findet sie Unterschlupf mit den Kindern Esther (17), Cilla (15), Hermann (12) und Lea (8).

Im Jahr Oktober 1938 wurden Bella und ihre Kinder im Rahmen der „Polenaktion“ aus dem Deutschen Reich ausgewiesen. Sie gehörten zu den etwa 15000 Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit, die binnen weniger Tage an die deutsch-polnische Grenze gebracht wurden. Viele von ihnen konnten ins Landesinnere weiterreisen. Bella und Rosa Mahr nicht, sie mussten nach Kassel zurückkeh­ren. Ihre letzte Kasseler Adresse vom Mai bis Juli 1939 war in den Judenbaracken an der Zentgrafenstraße in Kirchditmold. Von hier aus sind Bella und ihre Tochter Lea Rosa noch vor Kriegsbeginn erneut nach Polen abgeschoben worden. Nach dem Überfall der Wehrmacht sind sie verhaftet worden und an unterschied­lichen Orten ermordet worden. Ob sie vorher noch Kontakt zu Ehemann und Vater Leo hatten, ist ungeklärt.

Zu Leo Mahrs Schicksal wird übereinstimmend berichtet, dass er 1937 nach Katowice ging, damals Zentrum der autonomen Wojewodschaft Schlesien in Polen. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurde er verhaftet, nach Lemberg deportiert und ermordet.

Die Kinder Rachel, Esther und Sara konnten aus Deutschland fliehen und haben in Palästina, später Israel gelebt. Cilla konnte nach USA und Hermann nach England flüchten. Auf welchen Wegen sie der Vernichtung entgangen sind, ist nicht bekannt.

Quellen: (visit link)
Year/Jahrgang: 01/01/1939

Deported to:
Polen


Visit Instructions:
In order to claim your visit to this waymark, you will need to upload at least one clear picture of the Stolperstein.
Search for...
Geocaching.com Google Map
Google Maps
MapQuest
Bing Maps
Nearest Waymarks
Nearest Stolpersteine
Nearest Geocaches
Create a scavenger hunt using this waymark as the center point
Recent Visits/Logs:
There are no logs for this waymark yet.