Pfarrkirche Hl. Andreas - Kitzbühel, Tirol, Austria
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N 47° 26.884 E 012° 23.369
33T E 303205 N 5258261
Pfarrkirche Hl. Andreas - Kitzbühel, Tirol, Austria
Waymark Code: WMFAP7
Location: Tirol, Austria
Date Posted: 09/21/2012
Published By:Groundspeak Premium Member lumbricus
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[DE]

"Ge­schichte

Die am Nord­rand der Alt­stadt pit­to­resk auf dem Kirch­bü­hel ge­le­gene An­dre­as­kir­che ist in ihrer heu­ti­gen Ge­stalt das Er­geb­nis meh­re­rer Bau- und Aus­stat­tungs­pha­sen. 1987 durch­ge­führte Gra­bun­gen brach­ten die Reste einer ein­fa­chen Saal­kir­che mit halb­run­der Apsis zum Vor­schein. In die­sem Ur­sprungs­bau wird die Kir­che jenes aus Bay­ern ein­ge­wan­der­ten Ad­li­gen Chizzo ver­mu­tet, nach dem der Ort be­nannt ist. Um 1200 er­folgte unter Bei­be­hal­tung der Süd­wand eine erste ro­ma­ni­sche Er­wei­te­rung, die be­reits ein hal­bes Jahr­hun­dert spä­ter einem Neu­bau wich. Von die­sem spätromanisch-frühgotischen Neu­bau wurde, als äl­tes­ter er­hal­te­ner Teil, der schlanke Chor­win­kel­turm in den go­ti­schen Neu­bau über­nom­men. Um 1360 wurde die ro­ma­ni­sche Apsis durch einen go­ti­schen Po­ly­go­nal­chor er­setzt.

Wirt­schaft­li­che Blüte und ge­wach­sene Be­völ­ke­rung lie­ßen im 15. Jahr­hun­dert den Plan zu einem um­fas­sen­den Neu­bau rei­fen. 1435 wurde der Grund­stein zu einem spät­go­ti­schen Hal­len­lang­haus ge­legt. Mit dem Salz­bur­ger Ste­phan Kru­me­n­auer konnte für Ent­wurf und Aus­füh­rung einer der be­deu­tends­ten Bau­meis­ter der al­pi­nen Spät­go­tik ge­won­nen wer­den. Den­noch konnte das Lang­haus erst nach jahr­zehn­te­lan­ger Bau­un­ter­bre­chung 1506 ge­wölbt und an­schlie­ßend ge­weiht wer­den. Als letzte mit­tel­al­ter­li­che Bau­maß­nahme fügte der Kitz­bü­he­ler An­dré Kle­pat der Nord­seite des Lang­hau­ses die zwei­ge­schos­sige Sa­kris­tei an.

1711 bis 1712 stockte Hans Möd­lin­ger aus Lofer den Turm auf und ver­sah ihn mit einer ba­ro­cken Haube. Eine 1785 bis 1786 durch den Kitz­bü­he­ler An­drä Hu­e­ber durch­ge­führte Ba­ro­cki­sie­rung des In­ne­ren hat sich nur im Chor er­hal­ten. Die Stuk­ka­tu­ren und De­cken­fres­ken des Lang­hau­ses sind hin­ge­gen das Re­sul­tat einer erst 1897 durch Josef Gold durch­ge­führ­ten Neo­ba­ro­cken Um­ge­stal­tung.
Ar­chi­tek­tur

Ste­phan Kru­me­n­auer schuf eine weite drei­schif­fige Stu­fen­halle von drei Jo­chen. Die wei­ten spitz­bo­gi­gen Ar­ka­den ruhen auf acht­ecki­gen Pfei­lern, denen in den Haupt­ach­sen halb­runde Dienste vor­ge­legt waren. Im Zuge der »Neo­ba­ro­cki­sie­rung« des Lang­hau­ses wur­den die Gurt­bö­gen und Dia­go­nal­rip­pen des Ge­wöl­bes durch kleinteilig-verspielte Rokoko-Stukkaturen er­setzt. Diese ver­schlei­fen die klare Joch­tei­lung des spät­go­ti­schen Raum­bil­des. Auch im Chor wich das ur­sprüng­li­che Ge­wölbe einer im aus­ge­hen­den Ba­rock ein­ge­zo­ge­nen und stuckier­ten Tonne mit tief ein­schnei­den­den Stich­kap­pen.

Die nach­mit­tel­al­ter­li­chen Um­ge­stal­tungs­maß­nah­men brach­ten auch den Ver­lust der Fens­ter­maß­werke mit sich. Ein­zig in der um 1450 an der Süd­seite des Chors an­ge­bau­ten Mü­nichauer Ka­pelle (heute Ro­saka­pelle) hat sich ein drei­bah­ni­ges Maß­werk­fens­ter er­hal­ten, des­sen Cou­ron­ne­ment die für die Spät­go­tik ty­pi­schen Fisch­bla­sen zeigt.

Die zu­rück­hal­tende Glie­de­rung des Au­ßen­baus be­schränkt sich auf die mehr­fach durch Was­ser­schläge ge­trepp­ten Stre­be­pfei­ler des hoch­go­ti­schen Chors und schlanke Spitz­bo­gen­fens­ter. Ein mäch­ti­ges Krüp­pel­walmdach über­spannt alle drei Schiffe. Seine Trauf­li­nie setzt sich als ein­fa­ches Ge­sims an der be­tont schlich­ten Quer­schnitt­fas­sade fort. Deren Glie­de­rung be­schränkt sich auf ein zen­tra­les Spitz­bo­gen­fens­ter und das von einem Vor­dach über­fan­gene Por­tal.
Aus­stat­tung

Von der mit­tel­al­ter­li­chen Aus­stat­tung haben sich an den Wän­den des Cho­res acht fres­kierte Apos­tel (um 1480) er­hal­ten. Diese flan­kier­ten den ver­lo­re­nen spät­go­ti­schen Hoch­al­tar, zu des­sen Schrein die heute in der Ro­saka­pelle auf­ge­stellte Schnitz­fi­gur einer Mut­ter­got­tes mit Kind (um 1460) ge­hö­ren könnte. Zwei Epi­ta­phien der aus­ge­hen­den Gotik sind in die süd­li­che be­zie­hungs­weise nörd­li­che Wand des Lang­hau­ses ein­ge­las­sen. Das Grab­denk­mal des Gre­gor Erl­bach (1515) stellt in sei­nem Re­lief die Gre­gors­messe dar. Der auf­wän­dige, von Hans Frosch aus Hall ge­fer­tigte Grab­stein der Fa­mi­lie Kup­fer­schmid (1520) zeigt in der Mitte ein Kreu­zi­gungs­re­lief aus rotem Mar­mor. Um die­ses grup­pie­ren sich in acht plas­tisch ge­rahm­ten Fel­dern Ne­ben­sze­nen, die ebenso in hel­lem Sand­stein ge­ar­bei­tet wur­den, wie die das Epi­taph be­krö­nende fla­che Mu­schel­ni­sche.

Weite Teile der Aus­stat­tung ent­stan­den im Zuge einer suk­zes­si­ven Ba­ro­cki­sie­rung des In­ne­ren im spä­ten 17. und 18. Jahr­hun­dert. Die 1646 von Lukas Six aus Hopf­gar­ten ge­schaf­fene Kan­zel wurde 1990 wie­der an den süd­li­chen Pfei­ler ver­setzt. Der Hoch­al­tar wurde 1663 von dem Bild­hauer Be­ne­dikt Fais­ten­ber­ger in Zu­sam­men­ar­beit mit sei­nem Schwa­ger, dem Fass­ma­ler Veit Rabl ge­schaf­fen. Das von Jo­hann Spil­len­ber­ger unter deut­li­chem Ein­fluss Tin­to­ret­tos ge­malte Al­t­ar­blatt stellt Maria mit den Kir­chen­pa­tro­nen Ja­co­bus und An­dreas dar. Der­selbe Maler schuf auch die Al­t­ar­blät­ter der bei­den äu­ße­ren von ins­ge­samt vier (!) Ne­ben­al­tä­ren an der Ost­wand des Mit­tel­schif­fes. Vom kla­ren ar­chi­tek­to­ni­schen Auf­bau des Hoch­al­tars und der bei­den äu­ße­ren Sei­ten­al­täre (um 1660) un­ter­schei­den sich ihre bei­den in­ne­ren Pen­dants. Deren ge­schwun­gene For­men las­sen auf eine spä­tere Ent­ste­hungs­zeit schlie­ßen (um 1710). Be­reits dem Ro­koko ge­hö­ren die Pfeil­er­fi­gu­ren (um 1765) an, die ebenso in der Werk­statt Franz Of­fers des jün­ge­ren ent­stan­den wie das Chor­ge­stühl (1760). Die vier qua­li­tät­vol­len Beicht­stühle schnitzte Josef Mar­tin Len­gauer. Von ihm stam­men auch die Wan­gen der Be­stuh­lung.

Unter den Fres­ken und Öl­ge­mäl­den ragen vor allem die Ar­bei­ten Simon Be­ne­dikt Fais­ten­ber­gers her­aus. Er schuf neben dem De­cken­fresko der Ro­saka­pelle (1724; Glo­rie der hl. Rosa) auch die Öl­bil­der der Or­gel­em­pore (1751; An­be­tung der Kö­nige, Kreu­zi­gung Christi). Im aus­ge­hen­den Ro­koko er­hielt der Chor seine De­cken­ge­stal­tung. Das Fresko Mat­thias Kirch­ners (1786; Ver­herr­li­chung des Al­tar­sa­kra­ments) wird von den zar­ten Ro­caille­for­men des von An­drä Hu­e­ber ge­schaf­fe­nen Stucks um­spielt. Erst im aus­ge­hen­den 19. Jahr­hun­dert schuf der Na­za­re­ner Josef Gold die De­cken­fres­ken des Lang­hau­ses (1897). In ihren star­ren Kom­po­si­tio­nen und ver­gleichs­weise dunk­len Far­ben fehlt ihnen die Dy­na­mik und Fri­sche der ba­ro­cken Ma­le­reien.

Ob­gleich die Um­ge­stal­tun­gen der go­ti­schen Kir­che nicht nach ein­heit­li­chem Plan, son­dern suk­zes­sive vom Früh­ba­rock bis zum spä­tes­ten Ro­koko er­folgte, er­gibt sich durch die Sen­si­bi­li­tät der Ba­ro­cki­sie­rungs­maß­nah­men ein ho­mo­ge­nes Ge­samt­bild. Die­ses liegt nicht zu­letzt in den Spät­go­tik und Ba­rock ge­mein­sa­men Dy­na­mi­sie­rungs­ten­den­zen be­grün­det. Die durch­ge­hend hohe Qua­li­tät der Ein­zel­teile lässt das Ganze als ein sinn­lich er­fahr­ba­res Ge­samt­kunst­werk er­schei­nen.

Wäh­rend das In­nere nach sei­ner neu­zeit­li­chen Über­for­mung ba­ro­cke Sin­nen­freude aus­strahlt, prä­sen­tiert sich der Au­ßen­bau in sei­ner fast wehr­haf­ten Ge­schlos­sen­heit und – auch nach der jüngs­ten Re­stau­rie­rung – unregelmäßig-erdigen Far­big­keit von fast der­ber Schlicht­heit. Diese wahrt eine Vor­stel­lung von der volks­tüm­li­chen Fröm­mig­keit des eins­ti­gen Bergstädt­chens. Seit des­sen Ent­de­ckung und Ver­ein­nah­mung durch den Ski- und Snob-Tourismus bil­det der be­schau­li­che Kirch­bü­hel einen an­ge­neh­men Ge­gen­pol zum oberflächlich-bunten Trei­ben der In­nen­stadt." - Quelle: (visit link)
Country/Land: Austria / Österreich

Original Reference: Tirol Seite 80

Address:
Kirchplatz Kitzbühel Tirol Austria


Year built: 1200

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